Was ist dann die Story des Titelbildes? Woran erinnert es? Woran denken Sie, wenn Sie die junge Frau im weißen Hemd sehen? Denken Sie einmal in größeren Kategorien. So etwas wie: Krieg? Liebe? Tod? Da kommen wir der Sache schon ein bisschen näher. Das Bild ist das Titelbild unserer beliebtesten Geschichte der Woche auf der ukrainischen Seite, geschrieben von Darka Gorova. Sie zeichnet die verschlungene Geschichte eines Gemäldes nach. Es zeigt Elizaveta, der Tochter des letzten Hetman der Ukraine, Pavel Skoropadskyi. Dieser hohe General und letzte Herrscher des Kosakenreiches auf dem Gebiet der heutigen Ukraine regierte dort von Februar bis November 1918 und ging anschließend mit seiner Familie ins Exil nach Deutschland. Hier organisierte er und später seine Kinder die Hilfe für die hungernde Bevölkerung in der Ukraine und sie halfen geflohenen Ukrainer:innen, in Deutschland Fuß zu fassen. Die adelige Familie lebte in Bayern ein mondänes Leben und man ließ Porträts aller Familienmitglieder anfertigen. Die Bilder gelten als Meisterwerke und hängen seit Jahrzehnten in Kyjiw im Museum. Nur ein Bild fehlte. Das Schönste von allen. Von dem Porträt von Eliizaveta gab es bislang im Museum nur Postkarten zu kaufen. Das Original hing bis vor einigen Wochen im Wohnzimmer einer Familie in Oberstdorf. Es war durch Zufall dorthin gekommen. Ein Großvater hatte es geschenkt bekommen, als er zu einer Haushaltsauflösung ging, um dort seine Briefmarkensammlung zu ergänzen. Erst jetzt stellte die Familie fest, welch prominente junge Frau sie dort an der Wand hängen haben. Wir bei Amal haben lange darüber gerätselt, warum es ausgerechnet diese Geschichte ist, die unseren ukrainischen Leser:innen in dieser Woche besonders gut gefallen hat. Zumal der Text lang ist und nicht dem entspricht, was als Social Media tauglich gilt. Doch eigentlich ist es einleuchtend, warum gerade dieses Thema bei unseren ukrainischen Leser:innen gut ankommt. Ganz Deutschland streitet über Taurus oder nicht-Taurus und die Nachrichten von der Front in der Ukraine machen wenig Mut. Da erscheint es doch viel sinnvoller, sich über das wiedergefundene Bild zu freuen und darüber nachzudenken, ob und wie sich die schöne weiße Bluse von Elizaveta kopieren und in die Frühjahrsmode integrieren lässt. Hier geht es zum Artikel. |