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Januar 3, 2024

Was wünscht Ihr Euch?

Haben Sie sich jemals dafür geschämt, Weihnachten oder Neujahr zu feiern? Nein? Dann sind Sie wahrscheinlich nicht aus der Ukraine, oder?

Viele Ukrainer:innen in Deutschland blicken auf grauenvolle Tage zurück. Wer schmückt schon gerne den Weihnachtsbaum und hört dabei statt „All I want for Christmas…“ Nachrichten über Bombardierungen durch russische Kampfdrohnen? Wer macht sich schon gerne für eine Sylvesterparty zurecht und ist mit einem Auge ständig im Social-Media-Stream, der immer neue Horror-Meldungen über Zerstörung und Tod aus Kiew und Charkiw bringt?

„Ich habe mich nie so geschämt, eine gute Zeit zu haben“, sagt eine junge Frau aus der Ukraine, die derzeit in Dresden lebt: „Meine Verwandten und Bekannten in der Ukraine waren gezwungen, einen guten Teil der Feiertage im Luftschutzbunker oder im Badezimmer zu verbringen, weil ihre Städte bombardiert wurden. Wie kann ich da feiern und ausgelassen sein? Mein größter Wunsch für 2024 ist, dass ich mich für mein Glück nicht mehr schämen muss. Was dafür geschehen muss? Ganz einfach: Der Krieg in der Ukraine muss enden“, sagt sie.

 

Was wünscht Ihr Euch?

Zum Jahreswechsel haben wir unserer Leser:innen gefragt, was sie sich für das neue Jahr wünschen. Je nach Community sind dabei sehr unterschiedliche Antworten zusammengekommen. Im Groben und Ganzen lassen sie sich auf den gemeinsamen Nenner „Weltfrieden“ zusammenfassen. In diesem Newsletter wollen wir genauer hinschauen, was sich unsere ukrainischen Leser:innen wünschen.

Tamriko Shoshyashvili von der Amal-Redaktion in Frankfurt hat sich in ihrem Bekanntenkreis und bei den Leserinnen ihrer Facebook-Seite umgehört. Sie ist zugleich Kolumnistin der Zeitschrift Chrismon und hat über ihren ersten Blog 2024 den Träumen und Wünschen gewidmet.

Auch für Amal-Redakteurin Viktoriia Chernykova-Berezdetska waren die vergangenen Wochen eine Zeit des intensiven Austauschs mit unseren Leser:innen. Mitte Dezember machte sie zunächst eine Umfrage zum Thema Weihnachtstraditionen. Schließlich war es das erste Mal, dass Weihnachten auch in der Ukraine ganz offiziell nach dem westeuropäischen Kalender gefeiert wurde und nicht mehr wie zuvor am 6. Januar. Aber was bedeutet diese Veränderung für die Art, wie Menschen feiern? Essen sie Würstchen mit Kartoffelsalat statt Kutia und Knödel? Oder beides? Hier geht es zu ihrem Artikel.
Als nächstes fragte sie unsere Leser:innen, was sie sich für das neue Jahr wünschen und  konzentrierte sich dabei auf verschiedene Kategorien von Wünschen. Materielle Wünsche wie ein besseres Auto oder ein größerer Fernseher kamen auf den Wunschlisten so gut wie gar nicht vor. Reisen hingegen häufig. Viele wünschten sich bessere Deutschkenntnisse und eine bessere Integration.

Hier spielt sicherlich die kurz vor Weihnachten begonnenen Debatte um die mangelnde Integration der ukrainischen Geflüchteten eine Rolle. Viele Ukrainer:innen in Deutschland waren schockiert, dass sie damit zur Problemgruppe gelabelt wurden. (Natalka Yankymovych hat sich ausführlich mit diesem Thema beschäftigt. Hier geht es zu ihrem Artikel, in dem viele Betroffene erzählen, was das Problem ist).

Für die Allermeisten steht die Lage in der Ukraine im Fokus des Wünschens: Sie wünschen sich, dass sie endlich wieder als Familien zusammenleben können. Sie wünschen sich ein Ende des Krieges. Allerdings geht es – auch das ist ganz deutlich – nicht um irgendein Kriegsende. Amal-Leserin Kateryna schreibt: „Wir brauchen den Sieg für die Ukraine!!! Jetzt und unwiderruflich!!!!“ (Anzahl der Ausrufezeichen aus dem Original übernommen) Hier geht es zum Artikel.

Wieviel ist genug?

Amal ist Teil des Gemeinschaftswerkes der Evangelischen Publizistik und wir setzen gerne auf Synergien und Zusammenarbeit mit den anderen tollen Publikationen unseres Medienhauses. Besonders interessant könnte die Zusammenarbeit in dem aktuellen Projekt sein: „Wieviel ist genug?“ fragt die Zeitschrift Chrismon ihre Leser:innen und zielt dabei auf die Frage, wieviel Menschen zu ihrem Glück brauchen. Wieviel Konsum lässt sich mit dem christlichen Glauben vereinbaren?  „Wieviel ist genug?“ fragen auch wir unsere Leser:innen und wir sind gespannt, welche Antworten sie uns schicken. Vielleicht haben auch Sie Lust, sich an der Umfrage zu beteiligen? Hier geht es zu unserem Artikel auf Dari/Farsi und hier geht es zum Aufruf auf der Seite von Chrismon.

Apropos genug

Auf der Berliner Sonnenallee gab es auf jeden Fall genug Polizei. Zu diesem Schluss kam unser Reporter Hamza Qabbani, der dort in Doppelfunktion* in der Sylvesternacht unterwegs war.

(*Er war eigentlich auf dem Weg von einer Party zur anderen und hat die Gelegenheit genutzt, die Lage in der Gegend zu beobachten und diese Foto-Story zu produzieren.)

Genug Böller gab es auch. Mehr als genug. Das finden zumindest viele von unseren Leser:innen. Sie erinnert der deutsche Jahreswechselritus allzu sehr an die Kriege, vor denen sie nach Deutschland geflohen sind. Würden wir eine Umfrage zum Thema Böllern unter unseren Leser:innen machen, so würden wir sicherlich eine große Mehrheit für ein Böllerverbot bekommen.