Milad Atfeh
März 1, 2023

Es ist noch nicht vorbei!

Es ist noch nicht vorbei!, dieser Titel könnte über vielen unserer Berichte in dieser Woche stehen. Es ist noch nicht vorbei im Erdbebengebiet – auch, wenn wir in den Nachrichten nicht mehr jeden Tag davon hören. Es ist noch nicht vorbei für Ukrainer:innen in Berlin, die sich Sorgen machen, dass die Stimmung in Deutschland kippen und die Waffenlieferungen zur Unterstützung der ukrainischen Armee zurück gehen könnten. Und so weiter.

Es ist noch nicht vorbei ist das Thema dieses Newsletters und wir präsentieren Ihnen von jeder unserer Webseiten den interessantesten Artikel hierzu. Willkommen bei der Tour de Amal!

Hamburg sammelt für Syrien

Die Kampnagelfabrik in Hamburg ähnelt in diesen Tagen einem Warenlager. Kleider, medizinische Ausrüstung, Verbandsmaterial stapeln sich. Mit zahlreichen Konzerten, Street Food-Verkaufsaktionen und anderen kreativen Ideen wurde in den vergangenen Woche Geld gesammelt. Heifaa Atfeh, Redakteurin der arabischen Redaktion in Hamburg hat die Aktion von Anfang an begleitet. Sie kennt die Diskussionen unter den Aktivit:innen: Wie bekommen wir die Hilfe ins Erdbebengebiet nach Syrien? Was machen wir, wenn wir die gesammelten Spenden nicht über die türkisch-syrische Grenze bekommen? An wen spenden wir das gesammelte Geld? Hier geht es zu ihrem Bericht:

Ich möchte helfen!

Der schönste Beitrag auf der arabischen Seite von Amalberlin.de ist ein Video über eine Gruppe von Zehntklässlerinnen, die es nicht mehr ausgehalten haben, täglich die furchtbaren Berichte aus dem Erdbebengebiet zu sehen, ohne etwas zu tun. So haben sie Kuchen gebacken und ihn an der Schule verkauft. Die Erlöse gehen an eine Hilfsorganisation in Syrien. Anas Khabir hat die Schülerinnen getroffen und das Video (siehe unten) mitgebracht. Die Frage, ob diese Hilfe ankommt, beschäftigt natürlich viele und so hat Anas Khabir bei dem Koordinator der Organisation „Weißhelme“ nachgefragt. Die Antworten sind anders als erwartet und werden heute auf amalberlin.de veröffentlicht.

Video von Anas Khabir

Europa ist nur ein glitzerndes Bild

Immer noch erhalten wir Woche für Woche Hilferufe von Menschen, die in Afghanistan für ausländische Organisationen gearbeitet haben und nun um ihr Leben fürchten. Sie flehen die Bundesregierung an, ihnen zu helfen. Das Evakuierungsprogramm läuft. Langsam zwar, aber weiterhin können Menschen auf diesem Weg Afghanistan verlassen. In Sicherheit. Allerdings folgt für viele auf das Gefühl, endlich gerettet zu sein, die Ernüchterung. Sie stellen fest, dass ihr Leben in Deutschland schwierig ist: Bürokratie und Rassismus und die Schatten aus der Vergangenheit, die ihnen auf ihrer langen Reise gefolgt sind, machen ihnen zu schaffen. Das Leiden ist noch nicht vorbei! Nilab Langer aus unserer Dari/Farsi-Redaktion in Hamburg hat einen Bericht über dies Thema verfasst.

Medizinische Forschung erst am Anfang

Zu Ende ist auch noch nicht die Forschung zum Thema psychologische Folgen der Migration. Derzeit beschäftigt sich eine Forschungsgruppe gleich mehrerer Universitäten und der Federführung der LMU München mit der Frage, welche psychologische Erkrankungen in Folge von Flucht und Trauma entstehen und wie diese besser behandelt werden können. Haytham Abo Taleb von unserer arabischen Redaktion in Frankfurt hat sich mit Bernadette Neullinger, einer der Wissenschaftlerinnen der Studie unterhalten.

Ich kann nicht mehr über mich schreiben

Manchmal sind es ganz unerwartete Details, die Geflüchtete an sich selber bemerken und die sich erst bei längerer Beobachtung als psychologische Folgen der Flucht entpuppen. Tamriko Shoshyashvili von unserer ukrainischen Redaktion in Frankfurt hat festgestellt, dass es es ihr seit ihrer Flucht vor genau einem Jahr sehr schwer fällt, über sich selbst zu schreiben. Sie hat auch festgestellt: Es geht nicht nur ihr so. Hier geht es zu ihrem Text, in dem sie das Problem angeht: Sie schreibt über sich.

Was wäre, wenn…

die Stimmung in Deutschland kippt und die Unterstützung für die Ukraine heruntergefahren wird? Was wäre, wenn die ukrainische Armee das Land nicht mehr verteidigen kann und Russland die Ukraine einnimmt. Nataliia Yakymovych von unserer ukrainischen Redaktion in Berlin hat „Russkiy Mir“ besucht. Die Kunstinstallation, die derzeit vor der russischen Botschaft in Berlin zu sehen ist, wirft einen Blick in die Zukunft der Ukraine unter russischer Herrschaft. Keine Pressefreiheit, Versammlungsverbot und wehe, jemand outet sich als homosexuell. Zu sehen gibt es auch eine Replik der Zelle von Alexei Navalny. Es ist noch nicht vorbei!

Der lange Weg der Familie Nouri

Die vergangenen Woche war für Ukrainer:innen in Berlin ein harter Angang. Für viele bedeutete der Jahrestag, dass Erinnerungen und auch Trauma der Flucht wieder aufgerissen wurden. Das gilt aber nicht nur für Menschen mit ukrainischen Pass. Sona Sahar von unsrerer Dari/Farsi-Redaktion in Frankfurt hat eine Familie in Hessen getroffen, die ebenso wie Millionen Ukrainer:innen vor einem Jahr vor dem Krieg fliehen mussten, aber mit noch ganz anderen Hürden zu kämpfen hat. Die Familie Nouri war  2020 aus Afghanistan in die Ukraine geflohen, als Kabul von den Taliban eingenommen wurde. Mit Beginn des Angriffs auf die ganze Ukraine musste sie auch ihren Zufluchtsort verlassen. Angekommen in Deutschland fallen sie durch alle Raster: Sie sind keine Ukrainer:innen und sie kommen auch nicht direkt aus Afghanistan.

Unsere Proteste sind noch nicht vorbei!

Die Berlinale ist zu Ende. Wir haben viel darüber berichtet. Auf unseren Seiten finden Sie viele Videos, Filmkritiken und Stimmungsberichte vom Roten Teppich. Neben dem Fokus auf ukrainischem Kino gab es ein weiteres Thema, das uns besonders interessiert hat: Die Lage im Iran. Filme aus dem Iran wurden ja dieses Jahr nicht gezeigt, wohl aber Produktionen von Exiliraner:innen. Aktivist:innen der Revolution nutzten auch den Roten Teppich, um auf sich und ihre Proteste aufmerksam zu machen. Nach dem Motto hier sind wir! Es ist noch nicht vorbei! Maryam Mardani von unserer Dari/Farsi-Redaktion in Berlin war dabei und hat Nima Sarostami vom Center unabhängiger iranischer Filmemacher getroffen.

Bilder: Heifahh Atfeh, Maryam Mardani, Muftah Nouri, Pixabay, Anas Khabir

Amal berichtet auf Arabisch, Farsi/Dari und Ukrainisch über alles, was in Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main wichtig ist. Gerne übersetzen wir einzelne Artikel auch ins Deutsche und stellen sie Redaktionen gegen Honorar zur Verfügung.
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