„Ihre Chance, in Deutschland als Journalistin zu arbeiten, sind sehr schlecht. Suchen Sie sich lieber ein anderes Berufsziel!“. Wie oft habe ich diesen Satz in den letzten Jahren von deutschen und arabischen Journalist:innen gehört. Da ich aus Mainz komme, habe ich mich natürlich für das ZDF interessiert und mich bei einer Kollegin erkundigt, die dort arbeitet. Die Antwort war nicht ermutigend: „Eine Volontariat beim ZDF zu bekommen ist sehr schwer. Man muss schon muttersprachlich Deutsch können und darf auch nicht mit Akzent sprechen. Das ist in deutschen Medien sehr wichtig“. Und nun? Ich wollte schon als Kind Journalistin werden und ich habe seit meiner Ankunft in Deutschland dieses Ziel verfolgt. Ich habe viele Hürden überwunden, Deutsch gelernt, studiert, Trainings absolviert.
Darf ich vorstellen: Mein Name ist Souzan Nassri. 2014 bin ich gemeinsam mit meiner Mutter vor dem Krieg in Syrien geflohen. Wir wollten ein annehmbares, sicheres Leben und eine Perspektive für die Zukunft. Wir gingen zunächst nach Istanbul. Dort fand ich eine Position bei einem irakischen Sender und bekam Aufträge im Bereich Werbung. Das war meine erste journalistische Erfahrung. 2016 reisten wir weiter nach Deutschland und ich begann, Deutsch zu lernen. Mein Plan, Medienwissenschaften zu studieren gab ich auf und immatrikulierte mich stattdessen für Germanistik. Mein Ziel – Journalistin zu werden – weiter vor Augen. Im Sommer 2022 gerade rechtzeitig, kurz vor Abschluss meines Studiums bekam ich dann einen Anruf von einer guten Freundin. Sie erzählte mir von Amal und dass die Nachrichtenplattfor für die Redaktion in Frankfurt nach Menschen wie mir sucht. Zunächst zögerte ich, schließlich hatte ich noch nicht viel journalistische Erfahrung gesammelt. Würde es reichen, um den Posten zu bekommen? Dann schickte ich doch eine Bewerbung und bekam schnell eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Manchmal muss man sich einfach trauen, springen und losfliegen! Ich wohne – wie gesagt – in Mainz. Um auf keinen Fall zu spät zu kommen – man weiß ja, dass Unpünktlichkeit immer einen schlechten Eindruck macht – ging ich zweieinhalb Stunden vor dem Termin von zu Hause los. In meinem formellen Outfit für offizielle Termine machte ich mich auf den Weg, doch es passierte, was passieren musste: Die erste S-Bahn hatte Verspätung, die nächste wurde gestrichen. Nach einer Stunde Wartezeit kam endlich die Bahn und ich konnte endlich nach Frankfurt fahren. Ich kannte zwar das Cafè nicht, in dem das Vorstellungsgespräch stattfinden sollte, doch Google Maps war an meiner Seite und so schaffte ich es, den Ort zu finden. 20 Minuten zu spät. Was für ein Horror!
Zum Glück war das Team von Amal entspannt und zeigte Verständnis. Amal, Frankfurt! heißt übersetzt: Hoffnung in Frankfurt. So habe ich dann auch meine Arbeit begonnen – voller Hoffnung und Freude. In den letzten Monaten seit Anfang September haben wir ein intensives Training bekommen. Die Kolleg:innen aus Berlin, die seit inzwischen mehr als sechs Jahren eine Nachrichtenplattform auf den Muttersprachen der Geflüchteten betreiben, haben uns geschult und begleitet. Amal wächst und ich bin sehr glücklich, dass ich Teil davon sein kann.