Januar 16, 2025

Wünschen ist wichtig

Es gibt bei Amal eine Tradition: Bei der ersten Redaktionskonferenz des Jahres nehmen wir uns Zeit, einen Wunsch fürs gerade begonnene Jahr auf einen Zettel zu schreiben, ihn zu falten und an einem guten Ort (#HandyhülleStattHosentasche) zu verstecken. Es soll ein Wunsch sein, eine Hoffnung, ein Vorsatz, was wir in unserer Arbeit und als Team gemeinsam erreichen wollen.

Der Wunsch ist geheim, aber manche verraten am Ende des Jahres, ob sie ihren Vorsatz erreicht haben. So hatte sich Cornelia Gerlach, eine der beiden Geschäftsführerinnen von Amal für 2024 vorgenommen, ein richtig tolles Reportageprojekt umzusetzen.

(Das Resultat wurde bei unserem Kooperationspartner, der Diakonie Württemberg hier und  hier veröffentlicht und wurde „zwischen den Jahren“ auch auf den Seiten von Amal gepostet.)

Was wohl dieses Jahr auf den Zetteln steht?

Team Berlin hat am Montag schon die Vorsätze für 2025 gefaltet, die Teams in Hamburg und Frankfurt sind heute an der Reihe. Bei vielen werden sich in diesem Jahr sicherlich berufliche mit persönlichen Wünschen vermischen. #FreeSyria.

Die ersten Flugtickets sind gebucht. Alle haben Freunde, Verwandte, Bekannte, die es schon gewagt haben und nach Syrien reisen. Zu Besuch oder für länger? Das lässt sich noch nicht sagen. Aber soviel ist klar: Der sehnlichste Wunsch vieler Syrer:innen in Deutschland, einmal die Mutter, den Vater, das Haus in Syrien wiederzusehen, ist jetzt plötzlich wieder ein realistisches Ziel. Wer hätte das gedacht?

Das macht etwas mit den Menschen und das macht auch etwas in der Redaktion. Nilab Langar, die nicht aus Syrien, sondern aus Afghanistan stammt, und für die ein Familientreffen mit allen ihren Geschwistern und den Eltern weiterhin illusorisch ist, fasst ihre Sehnsucht in einem sehr persönlichen Artikel zusammen. Hier geht es zu ihrem Text auf Persisch. (Er ist so geschrieben, dass er sich mit der „translate“ Funktion ihres Browsers gut auch auf Deutsch lesen lässt.)

Was können wir tun, damit es gut wird?

Die Hoffnung, dass der Neuanfang in Syrien gelingt, ist berechtigt und solange die Hoffnung groß ist, werden sich alle Mühe geben, ihren Teil zum Gelingen beizutragen. Wir als Amal haben uns natürlich auch gefragt: Was können wir tun? Wie können wir helfen? Guter Lokaljournalismus ist natürlich wichtig für eine Gesellschaft im Umbruch. Ein großes Problem sind in Syrien derzeit Falschinformationen. Sie führen zu Hass und Verwirrung. Umso wichtiger ist es, Berichterstattung aufzubauen, die sorgfältig recherchiert ist und der Menschen vertrauen. Können wir vielleicht ganz konkret Redaktionen in Syrien unterstützen? Vielleicht. Ende des Monats planen wir hierzu eine Konferenz.

Ganz sicher können wir auf andere Weise beitragen: In Deutschland lebt die größte syrische Exil-Community. Das ist unsere Leserschaft und sie wird in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen: Für Syrien und für Deutschland.

Wir informieren die syrische Community hier in Deutschland und geben den Raum für Austausch und Diskussion. Insbesondere, weil viele der 2015 nach Deutschland geflohenen Syrer:innen in weniger als zwei Monaten wahlberechtigt sind, den Bundestag mitzuwählen. 142.970 Syrer:innen wurden zwischen 2021 und 2023 neu eingebürgert (Die Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor). Diese große Gruppe von Neuwählenden gilt es gut zu informieren. Wie bilden sie sich ihre politische Meinung? Was ist gut für Deutschland? Was ist gut für Syrien? (Dabei stellen sich Fragen, die sehr schwer zu beantworten sind und die auch vom normalen Wahl-o-Mat sicherlich nicht behandelt werden, zum Beispiel: Welche deutsche Partei muss ich wählen, wenn ich möchte, dass die Sanktionen gegen Syrien möglichst schnell aufgehoben werden? Oder: Welche Partei gibt Syrer:innen, die in Deutschland leben, die freie Wahl, wo sie in Zukunft wohnen wollen?)

Eine gute Berichterstattung zur Bundestagswahl ist daher auch das erste Projekt, das wir in diesem Jahr angehen. Wir sind mitten in der Produktionsphase für ein Social Media-Projekt, das Team Frankfurt gemeinsam mit Studierenden der Universität Mainz angeht. Es werden Erstwählende verschiedener Herkunft in Reels vorgestellt. Die Ergebnisse gibt es dann hier zu sehen, auf den Amal Social Media-Kanälen und bei unseren Kooperationspartnern. (#Cliffhänger)

Viele Grüße vom Amal-Team
Fotos: Julia Gerlach, Sally Hayden/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa
amalberlin.de, amalhamburg.de, amalfrankfurt.de