Amal
November 9, 2024

Amal-Schreibwettbewerb Preisverleihung

Tattaaa! Die Gewinner:innen des Amal-Schreibwettbewerb stehen fest und am Donnerstag kamen sie zur Preisverleihung und Lesung n der Buchhandlung MOst in Berlin-Prenzlauerberg zusammen. Was für ein schöner Abend. Gute Geschichten und lange, intensive Gespräche. Das ist Amal, Offline!

 

Amal-Schreibwettbewerb für afghanische Community

Viele Leser:innen unserer persischen Seiten haben sich beteiligt und die Jury, bestehend aus den Amal-Redakteur:innen Maryam Mardani, Jalal Hussaini und Sona Sahar, fand es schwer, eine Auswahl zu treffen. Es sind sehr persönliche, intime Texte. Sie handeln von Grenzübertritten und Grenzerfahrungen. „Wie war Dein Anfang in Deutschland?“ lautete die Wettbewerbsfrage.

Die Geschichte von Masuma Adell handelt von ihren ersten Versuchen, in Deutschland Brot kaufen zu gehen. Von ihrer Mutter losgeschickt, ging die junge Frau in die nächstgelegene Bäckerei und kam mit einem „harten dunklen Backstein“ zurück. (Sie meint Vollkornbrot :-)) und ihre Schwester stellte fest, dass dies nur dazu benutzt werden könne, „einen Feind zu erschlagen“. Masuma Adell musste das Brot dann alleine essen und kaufte von da an Kuchen, den alle in der Familie gerne aßen.

Shakib Ansari erinnert sich in seinem, sehr poetisch geschriebenen, kurzen Beitrag an die Ankunft am Flughafen Düsseldorf, die Fahrt mit dem Bus und die ersten Tage in der Unterkunft. Er habe sich zwar hinter hohen Zäunen wiedergefunden, doch freier als zuvor. Seine liebste Erinnerung sei das Bild der Frauen seiner Familie, wie sie endlich aufatmen und mit erhobenen Kopf an der frischen Luft spazierten; die Haare frei im Wind statt unter schweren Tüchern.

Die weiteren Preisträger sind Abdol Zahie Ezterabi und Ali Qaznavi. Nach und nach werden wir ihre Beiträge auch auf unseren Seiten veröffentlichen.

Neue deutsche Afghan:innen

0,5 Prozent der Bevölkerung Deutschlands machen Zugewanderte aus Afghanistan inzwischen aus. Diese Zahl (von 2023) stammt aus einer neuen Studie des Sachverständigenrates für Integration und Migration.“Zugewanderte aus Afghanistan: Deutschland verbunden, aber Kontakte in Deutschland noch im Entstehen“, lautet der Titel dieser Befragung, die im vergangenen Winter unter 1800 Afghan:innen in Deutschland gemacht wurde.

Die meisten der Befragten sind vor der Lage in Afghanistan geflohen und es ist klar: Sie werden auf absehbare Zeit nicht wieder dorthin zurückgehen. Umso mehr machen sie sich Sorgen über die politische Situation in Deutschland und die Stimmung in der Gesellschaft. Werden Sie auf Dauer hier gut leben können?

Gul

Neues schaffen

Unser Titelbild ist eine Holzkunstarbeit des afghanischen Künstlers Gul Mohamad Jafaari (Hier links im Bild mit Pinsel). Der 30jährige arbeitet in der Tradition der Holzintarsien und spielt in seiner Kunst mit Erinnerungen an seine Heimat in der afghanischen Provinz Ghazni. Am vergangenen Wochenende zeigte er seine Bilder bei einem Festival gegen Rassismus in Hamburg „We’ll come United!“ Aus ganz Deutschland war die afghanische Community angereist. In Workshops diskutierten die über die Lage in Afghanistan und darüber, wie sie sich trotz der aufgeheizten Stimmung in Deutschland hier einrichten können.

Vorbilder sind wichtig

Wir kennen diese Community ja recht gut und vor allem wissen wir, was sie gerne liest. Ganz weit vorne liegen bei uns Erfolgsstorys. Unsere schönste Geschichte der vergangenen Woche handelt von Mehria Ashuftah. Die Rechtsanwältin und SPD Politikerin hat gerade ihre Kandidatur für den Hamburger Senat bekanntgegeben. Sie ist selbst auch als Geflüchtete nach Deutschland gekommen, weiß, wie sich das Leben in der Flüchtlingsunterkunft anfühlt und steht mit ihrem Lebensweg dafür: Man kann es schaffen! Viele der neuen deutschen Afghan:innen setzten Hoffnung in sie: Dass sie mit dafür sorgen kann, afghanisches Leben in Deutschland besser und sicherer zu machen. Hier geht es zum Porträt, geschrieben von Jalal Hussaini.

Kandidatin

Apropos besseres Leben

Was fehlt uns eigentlich in der neuen Zeit? Warum sind so viele Menschen; ganz besonders solche, die aus Afghanistan gekommen sind, unglücklich und deprimiert? Dieser Frage geht Jalal Hussaini in einem Kommentar nach. Er denkt zurück an die Beerdigung seines Großvaters. Hunderte von Gästen waren damals gekommen. Auch sein Vater kenne viele Menschen, aber was ist mit ihm? Wie viele Menschen hat er, die ihm nahestehen? Wie verändert sich das Leben über die Generationen?

Seine Analyse kreist um die Idee des „Dritten Ortes“. Dem Ort, also, an dem sich das soziale Leben abspielt: Nicht zu Hause und nicht auf der Arbeit. In seiner Kindheit sei dies die Straße gewesen, später Cafés. In Hamburg hat er diesen Ort noch nicht gefunden. Trotz des traurigen Ausgangspunktes, ist es ein optimistischer Text, der Mut macht: So ist es doch immer gut, wenn man zumindest weiß, was fehlt und wonach man sucht.  Hier geht es zum Text auf Dari.

Viele Grüße vom Amal-Team
Fotos: Fotos Privat und Eman Helal

amalfrankfurt.de