Amal
Januar 10, 2023

Von der Leserin zur Redakteurin

Seit 2018 bin ich eine regelmäßige Leserin von Amal, Berlin!. Da ich viele Jahre als Journalistin in meinem Heimatland Afghanistan gearbeitet habe, gefiel es mir, wie die Kolleginnen und Kollegen alles daran setzten uns Exil-Afghan:innen hier in Deutschland auf dem Laufenden zu halten.

Eines Abends, als ich so wie üblich die Nachrichten las, stieß ich auf eine Ankündigung, die mich wie ein Blitz traf und mein Leben veränderte. Amal suchte neue Kolleg:innen für eine neue Redaktion in Frankfurt. Ich legte mich ins Bett und wachte mitten in der Nacht auf, weil mir plötzlich die Bemerkung meines Professors an Medienfakultät der Kabul Universität in den Kopf kam. Er sagte: “Ein guter Journalist ist immer auf der Suche nach Herausforderungen. Er verschiebt nicht die Aufgaben, die er heute erledigen kann, auf morgen“. Also setzte ich mich an den Computer und begann sofort, meine Bewerbung zu schreiben und schickte sie ab. Es lief gut!

Natürlich kamen mir zwischendurch Zweifel. Schließlich bin ich alleinerziehend mit zwei kleinen Kindern. Sie würden einen Kindergartenplatz brauchen und das in Offenbach! Es war in der Tat schwierig. Ich musste viele Hürden überwinden, um meinen Platz im Team von Amal, Frankfurt! einzunehmen, doch es lohnt sich. Ich stehe jeden Morgen voller positiver Energie auf. Ich arbeite mit Menschen zusammen, die auch hart arbeiten und die zugleich Geduld mit mir haben. Die mich dazu bringen, dass ich mich anstrenge, wieder in das Schreiben, ins Recherchieren und in den Journalismus hineinzukommen. Für mich war die Zeit seit September, als wir mit unserer Vorbereitungszeit für Amal begannen viel mehr als ein Praktikum, als ein Trainingskurs. Es war wie ein Frühlingsregen auf meine ausgetrockneten Wurzeln. Es wuchsen mir schöne, grüne Blätter. Ich kann meinen Kopf wieder heben und ich kann wieder fliegen. Höher und weiter als je zuvor!

Ich bin Sona Sahar, geboren in Kabul. Ich habe mehrere Jahre in Kabul als Journalistin gearbeitet und ich habe einiges zu erzählen über diese Stadt. Es sind Geschichten voller Glück und voller Trauer über Frauen, die unterdrückt werden und die Gewalt ausgesetzt sind. Ich weiß, wo die Frauen herkommen, die jetzt neu nach Deutschland kommen und ich sehe meine Aufgabe darin, eine Brücke zu sein über die die Neuangekommenen gehen können. Ich lebe seit mehr als zehn Jahren hier und ich kenne mich aus mit Integration. Zugleich kenne ich aber auch die Geschichten von Krankheit und Depression. Viele von uns leiden darunter und ich weiß, dass Krieg, Asyl und der Neuanfang bei Null in einer fremden Umgebung nichts Schönes sind. Es ist ein Kampf. Umso wichtiger ist es, wenn sich plötzlich eine Tür auftut, eine neue Chance. Danke Amal!