Foto: Omar Sanadiki/AP +++ dpa-Bildfunk
Dezember 10, 2024

Seit Sonntag habe ich nicht geschlafen!

Der Löwe ist gefallen! Assad ist weg. Das syrische Volk – innerhalb und außerhalb Syriens – sind überwältigt von Freunde nach 14 Jahren voller Angst, Einschüchterung und Tötung. Aber ist die Freude berechtigt? Assads Sturz enthüllte, was verborgen war.

Widersprüchliche Gefühle

Die Menschen in Syrien erleben ein Wechselbad der Gefühle: Es schwankt zwischen der Freude über Sieg und Freiheit und der Angst vor der Unsicherheit der Gegenwart und der Angst vor dem, was da kommen mag. Der erste Freudentaumel endete schon kurz nach der Nachricht von der Flucht Assads nach Moskau. Der größte Schock kam mit der Öffnung der Gefängnisse und Haftanstalten. Die Häftlinge kamen heraus; gezeichnet von Hunger und Folter. Mit dünnen Körpern und hervorstehenden Knochen. Einige haben ihren Verstand und ihre Erinnerungen verloren! Ihre Identität und Namen sind unbekannt. Aufgrund der Schrecken, die sie erlebt haben, erinnern sie sich nicht einmal an ihren Vor- oder Nachnamen. Die traumatisierten Überlebenden erzählen schreckliche Geschichten über die Gräueltaten psychischer und physischer Folter und täglicher Massenhinrichtungen. Im berüchtigten Saydnaya-Gefängnis wurden die Leichen nach der Hinrichtung mit Eisenpressen gepresst, ihr Blut wurde gefiltert und sie wurden in Säcke gesteckt, um auf schreckliche Weise entsorgt zu werden!
Diese Zeugenaussagen schockierten mich und lasten schwer auf meiner Seele. Ich konnte schon vorher nicht schlafen, weil ich die Nachrichten verfolgte. Nun halten mich die grausamen Bilder davon ab. Dann begannen die israelischen Bombenangriffe.
Auf die Freude und den Schock folgte die Panik. Die israelischen Bombenangriffe auf Stellungen in Syrien verbreiten Angst und Schrecken in Syrien und für uns hier in Deutschland wächst die Sorge um unsere Angehörigen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zielte eine Reihe israelischer Angriffe am Montagnachmittag auf Militärstandorte in ganz Syrien. Es wirkt so, als wäre das Ziel, alle Militärstandorte zu zerstören, die eine Bedrohung für Israel darstellen könnten.

Syrer in Deutschland

Nach dem Sturz Assads haben mehrere Länder, darunter Österreich und Deutschland, die Bearbeitung von Asylanträgen vorübergehend ausgesetzt. Deutschland begründete dies mit der Unklarheit über die Lage in Syrien. Bundeskanzler Olaf Scholz drückte seine Freude über das Ende der Herrschaft von Bashar al-Assad aus und bezeichnete es als „gute Nachricht“. Gleichzeitig bekräftigte er die Bereitschaft Deutschlands, eine politische Lösung zu unterstützen, die zum Frieden führt. In Deutschland gehen die Meinungen der Syrer auseinander. Während die einen die Rückkehr in ihre Heimat begrüßen, machen sich andere angesichts der instabilen Lage Sorgen und befürchten eine Abschiebung. Es stellt sich die Frage: Was ist der nächste Schritt? Bleiben Sie lieber in Deutschland oder kehren Sie nach Syrien zurück?