Khadija Khaled ist 30 Jahre alt, Ingenieurin, kommt aus Ägypten – und kandidiert für den Integrations- und Ausländerbeirat in Dresden. Die Wahlen finden am 1. September statt. Dies fällt mit dem Tag der Landtagswahl im Freistaat Sachsen zusammen. Bis dahin ist Khadija Khaled bei vielen Veranstaltungen in der arabisch Community präsent, um sich vorzustellen und für ihre Ziele zu werben.
Zu den Wahlen zum Integrations- und Ausländerbeirat können sich nur Ausländer bewerben, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Die Wahlen finden alle fünf Jahre statt. Diesmal gibt es 28 Kandidatinnen und Kandidaten, davon kommen fünf aus arabischen Ländern.
Khadija ist Ingenieurin im Bereich Solarenergie und lebt seit fünfeinhalb Jahren in Deutschland. Ihren Master hat sie am renommierten Fraunhofer-Institut für Erneuerbare Energien in Freiburg absolviert. Sie forschte auf dem Gebiet der Solarzellen und zog dann nach Dresden. Sie befindet sich derzeit im Mutterschaftsurlaub und hat ein eineinhalb Monate altes Baby.
Ägyptische Kandidatin bei den Wahlen
Als kopftuchtragende Muslima kennt Khadija die Herausforderungen, vor denen Einwanderinnen, insbesondere wenn sie den Hijab tragen, in Deutschland stehen. Daher hält sie es für sinnvoll, für den Integrations- und Ausländerrat zu kandidieren. Sie möchte ein Bindeglied zwischen Einwanderern und Politikern in der Stadt zu sein. Ganz oben auf Khadijas Prioritätenliste steht alles, was Frauen und Familie betrifft, da Frauen in Bezug auf Rassismus größeren Herausforderungen ausgesetzt sind als Männer, insbesondere, wenn sie Kopftuch tragen.
Der schlechte Ruf von Dresden
Khadija Khaled ist vor anderthalb Jahren mit ihrem Mann nach Dresden gezogen. Sie wusste zunächst nicht, dass es die Stadt war, in der 2009 die ägyptische Apothekerin Marwa El-Sherbini ermordet wurde. Als Khadija davon erfuhr, war sie entsetzt. Marwa El-Sherbini war eine kopftuchtragende Ägypterin und arbeitete in der Forschung – so wie sie selbst. Besorgt sah Khadija auch, dass es in Dresden so viele Mitglieder der antiislamischen Bewegung Pegida gibt. Die Bewegung wird vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft. Als im Mai die Ergebnisse der Europawahlen bekannt gegeben wurden und den Vormarsch der extremen Rechten zeigten, diskutierte die Familie lange. Sollten sie in Deutschland bleiben? Oder sollten sie sich ein anderes Land zum Leben suchen? Was würden sie tun, wenn die Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) bei den bevorstehenden Landtagswahlen noch mehr Stimmen bekommt? Khadija sagt, sie habe Glück – seit ihrem Umzug nach Dresden sei sie nur einmal einer rassistischen Situation ausgesetzt gewesen. Sie plant, ihr Forschungs- und Doktoratsstudium an der TU Chemnitz abzuschließen, um näher an Dresden zu sein.
Die Leistungen des aktuellen Beirats
Der Beirat ist das Bindeglied zwischen den in Dresden lebenden Ausländern, der Kommunalverwaltung und den Regierungsparteien. Er nimmt zu neuen Gesetzen und Verordnungen Stellung und berät die Stadt bei Entscheidungen im Zusammenhang mit Ausländern. Daher ist es wichtig, dass jede Community einen Vertreter im Rat hat, der ihre Bedürfnisse zum Ausdruck bringt. Der Rat besteht aus zwanzig Mitgliedern, davon sind neun Deutsche aus den Regierungsparteien und 11 Mitglieder sind Ausländer. Beispielsweise bespricht die Stadt das Kindergartenbudget mit dem Beirat. Da werden die Herausforderungen und Bedürfnisse von Einwandererfamilien mit eingebracht.
Zu den Errungenschaften des aktuellen Gremiums gehörte, sich um den Personalmangel bei der Ausländerbehörde zu kümmern. Bisher dauerte es etwa 36 Monate, bis ein Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft in der Stadt Dresden bearbeitet war. Daher stellte der Beirat einen Antrag an Oberbürgermeister Dirk Hilbert, mehr Personal einzustellen. Vier neue Mitarbeiter wurden bereits eingestellt. Die Bearbeitung der Anträge dauert jetzt 24 Monate.
Eman Helal